DAS 
    TAGEBUCH EINER HOHEN FRAU
    oder
    ALS DIE PRINZESSIN MIT DEM GLIED INS THEATER KAM.
    
    Montag, April 14, 2008
    Mein großer Tag. Probenbeginn für „die Prinzessin mit dem 
    Glied“ im Theater in Osnabrück. Wir treffen uns um 19h in Raum 
    310. Ich bin schon ganz aufgeregt. Endlich lerne ich alle kennen: den Regiesseur, 
    die Schauspieler, Musiker und vor allem Jo Granada, der mich erschaffen hat. 
    Sehr charmant und so hilfsbereit. Wenn ich in seine blauen Augen sehe....oooh. 
    
    
    Alle sind versammelt. Etienne auch. Wie aufregend. Und dann seh ich zum ersten 
    Mal das Modell der Bühne, die Kostüme und den Rollator vom Erzähler, 
    Herrn Weißenberg. Mein Kostüm ist noch nicht fertig – na 
    ja, keiner hatte bislang nach meiner Kleidergröße gefragt. Und 
    eine Maskenbildnerin hab ich auch noch nicht gesehen. Vielleicht kommt die 
    ja später, aber ordentlich geschminkt sein muß ich schon, wenn 
    ich dann vors Publikum trete. 
    
    Herr Poth, der junge Regiesseur ist äußerst zuvorkommend und krank. 
    Ein starker Schnupfen, aber er hat es sich trotzdem nicht nehmen lassen, höchstpersönlich 
    zu erscheinen und alles zu erklären. Damit bei der Aufführung auch 
    nix schief geht. 
    Die Menschen sind alle ganz jung und modern. Bis auf glaub ich Herrn Schneider, 
    der der König, also mein Vater ist und Heaven, aber er sieht jünger 
    aus. Ich muß gestehen, so manches versteh ich auch gar nicht, also von 
    Computern und diesen kleinen Telefonen, aber als wir gemeinsam das Stück 
    vorlesen ist’s schon ein großer Spaß. Der Herr Dr. Ignatz 
    spielt Klavier dazu – das ist wirklich eine Gabe. 
    Dann muß noch viel besprochen werden und ich hab aber schon Durst. An 
    was der Herr Regieassistent Breidenbach aber auch alles denken muß und 
    das Fräulein Nickel, die Dramaturgin, läuft geschäftig auf 
    und ab. 
    
    Dann geht’s endlich los. Die jungen Leute kennen eine Szene-Bar und 
    es gibt’s frisches Weizenbier und kleine Getränke in rot und blau 
    und grün. Herr Mesuht, der Oberkellner ist sehr pfiffig und ein Tischfußballgerät 
    hats auch. Jetzt ist aber mal Schluß mit Kunst und diesem ganzen Quatsch, 
    da können die Bengels mal lernen wies zugeht im Leben. Zu Null - Kiste 
    Bier, zu Eins - Flasche Schluck heissts ab jetzt und wir wollen mal sehn wo 
    hier der Propeller sitzt.
    
    Mittwoch, April 16, 2008
    Herr Poth ist sterbenskrank und hat einen Bronchialkatarrh. Der Ärmste. 
    Dienstag Abend konnten nur Frau Helfenberger (Mia), Frau Breitrück (Pia), 
    Frau Quast (Isabel) und Herr Witte als Bauernsohn, einen kurzen Blick auf 
    die erste Szene werfen. Das war ein großer Spaß. 
    Wir haben ein paar Fotos gemacht, aber ich war gar nicht so recht in Shooting-Laune. 
    Am Freitag will dann auch die Presse kommen für die ersten Interviews. 
    Langsam wächst es mir ein bischen über den Kopf das ganze TamTam. 
    Wann bin ich denn mal dran mit Maske und Kostüm? Und zu Essen gibt’s 
    auch nichts. Also bei den Shculkindern ist das immer ganz anders. Heaven hat 
    immer ne Handtasche voll Wurst dabei und Charlie Granada ist der erste mit 
    gekühlten Getränken. Wenn das so weitergeht.... na ja, wir werden 
    sehen. 
    Donnerstag, April 17, 2008
    Die erste musikalische Probe mit Herrn Witte und Dr. Ignatz Ignaz. Unser Liebesduett. 
    Sehr bewegend und ergreifend. Herr Witte ist bestens präpariert und präsentiert 
    ein prächtiges Organ. Dr. Ignatz spielt dazu das Piano und Jo Granada 
    korrigiert, ergänzt, unterstützt und spart auch nicht mit Kritik. 
    Meine Stimme will heut nicht so richtig, fühl ich mich doch etwas unpäßlich 
    und außerdem hats in diesen Theaterstudierzimmern ja eine derart trockene 
    Luft. Meine Haut leidet. 
    Nachher geht’s ins örtliche Kulturzentrum zu Bier und Pizza. Es 
    ist der 29. Spieltag und das Privatfernsehen überträgt live aus 
    den Arenen. Ich fiebere mit den Bayern. Welche stolze Atlethen. Ein Tripple 
    in dieser Saison und sie wären sich meiner Gunst sicher. Und dann müssen 
    ausgerechnet die Hannoveraner 3:1 gewinnen. Mir ist nun mal diese Stadt mit 
    ihrem Grüßonkel Wulff einfach zuwider. Aber Jo Granada ist ja Lochschwager 
    mit ihm. Das kam auch schon mal andeutungsweise auf’m Fernsehen bei 
    Ina Müller, als Heaven ihr erzählte, er könne ja plaudern. 
    Ina Müller muß es ja wissen. 
    Heute ist Termin beim Herrn Gewandmeister Budischewski. Anprobe. Der gute 
    Torsten, er nimmts aber auch wirklich sehr genau. Ich glaub ich hab etwas 
    zugelegt in letzter Zeit...aber ... ach, lassen wir das. 
    Freitag, April 18, 2008
    Wo ist Witte? Rampe Mitte!! So schallt es am Morgen auf der Probebühne. 
    Ich weiß gar nicht wer, wie , was gemeint ist. Die erste Szene steht 
    auf dem Plan: Auftritt König, Auftritt Erzähler, Auftritt Werner, 
    Auftritt Schwestern, Auftritt Lakai, Auftritt Bote. Welch ein Wirrwarr. So 
    ein Regiesseur muß aber auch alles sehen und hören und die Leute 
    kennen und das Stück. Das wäre mir alles viel zu viel. Ich hab schon 
    genug mit meinen Kostümen, der Krone und den Zigaretten zu tun. 
    Jo Granada macht wie immer viele Freude, aber auch viel Dreck. Und dann zieht 
    er sich plötzlich Strumphosen an und gibt den Horst. So sagt man das 
    in der Theaterwelt. Dabei ist seine Rolle ja eigentlich der Bote Bobo Bäthge. 
    Ich muß ja auch nicht alles verstehen.
    Samstag, April 19, 2008
    Am Wochenende ist probenfrei. Die Schauspieler haben ihre Aufführungen 
    im städtischen Theater. Ich kann mich auf die Polster der Erquickung 
    zurückziehen. Am Montag beginnt eine spannende und aufregende neue Woche. 
    
    Montag, April 23, 2008
    Ein großes Frühstück mit dem gesamten Ensemble zu Begin dieser 
    Probenwoche. Dr, Ignatz bemängelt sofort: „Dafür hamse Geld“. 
    Und dann sind alle pappsatt und zu nichts mehr fähig. Schnell werden 
    noch ein paar Zigaretten geraucht, natürlich heimlich denn es besteht 
    ja Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und dann ist auch schon 
    wieder Mittag. Jetzt aber schnell in die Mensa und den Studenten den ersten 
    Spargel weggefressen. 
    Dienstag, April 23, 2008
    Die erste Szene wird wieder und wieder gestellt, geprobt – geprobt und 
    neu gestellt. Ich habe meine ersten Probenpömps bekommen. Sie sitzen 
    sehr schlecht, haben schiefe Absätze, sind zu groß und sehen katastrophal 
    aus. Also wenn das nicht besser wird. Aber auf den Brettern, die die Welt 
    bedeuten darf ich endlich laufen und posen, daß es allen den Atem verschlägt. 
    Danke Bruce, das Training mit dir werd ich nie vergessen. Ich versteh wirklich 
    nicht, was es da zu lachen gibt.
    Mittwoch, April 23, 2008
    Heute kommt das Wellensittich-Orakel an die Reihe. Zunächst wird gelesen, 
    der Charakter erarbeitet, wieder gelesen, besprochen, überlegt.... oooh, 
    ich glaub ich bin leicht eingedöst. Und dann hab ich mich an den Plätzchen 
    verschluckt. Der hilfbereite Herr Breidenbach war postwendend zur Stelle, 
    mir den Rücken zu klopfen und sich nach meinem Befinden zu erkundigen. 
    Wie aufmerksam, dieser junge Assistent. Jo Granada und Herr Witte probieren 
    derweil und finden sich in ihre Rollen. Heut Nachmittag ist schon wieder die 
    Presse im Haus. Ich weiß noch gar nicht was ich anziehen soll. 
    
    Freitag, April 25, 2008
    Jo Granada ist als Orakel-Wellensittich auf der Bühne zusammen mit Herrn 
    Witte. Er muß einen Vogelbauer auf dem Kopf tragen und ein Kleidchen 
    mit Federn dran, Unmöglich. Was sich Frau Wildt bloß dabei denkt, 
    diesen jungen Mann derart lächerlich zu machen. Aber –und das stimmt 
    mich doch recht nachdenklich- ihm scheints zu gefallen. 
    Heute Abend hab ich die große Christina Dom getroffen, mit der ich schon 
    in Shakespeares „Was ihr wollt“ auf der Bühne stand. Das 
    war aber mal ein Hallo und Wiedersehen. Sie wird immer atraktiver und ist 
    so herzensgut. 
    Abends singen wir Liebesduett und der Herr Poth ist angetan und sehr berührt. 
    Er steht am offenen Fenster, raucht, trinkt ein Bierchen und lauscht voller 
    Verzückung unserem Gesang. Herr Witte ist prächtig aufgelegt und 
    schmettert mir die Liebesparolen nur so in die Gehörgänge. Dr, Ignatz 
    ist unermüdlich am Piano und hat wie immer viel geübt. Er spart 
    ja jetzt auf ein Eigenheim für seine Verlobte und sich, das Fräullein 
    Margarete.
    Samstag, April 26, 2008
    Eine intensive Bühnenprobe beschließt diese ereignisreiche Woche. 
    Alle sind rechtschaffend erschöpft. Die Arbeit ist auf einem guten Weg. 
    Hoffentlich ist bald Bergfest.